Aus der Sicht des Mentalisierungskonzepts ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, deren Kernsymptome Emotionsregulationsstörungen, Impulsivität, Identitätsstörung und selbstverletzendes Verhalten sind. Menschen mit Borderline Persönlichkeitsstörungen (BPS) haben oft zwischenmenschliche Probleme und Schwierigkeiten in bedeutsamen Beziehungen Nähe und Distanz zu regulieren. In der Folge ihrer Bindungsunsicherheit schwankt auch die Fähigkeit zu mentalisieren oder bricht unverhofft ein. Es fällt Betroffenen in solchen Situationen schwer, das eigene Verhalten und das Verhalten anderer als Folge innerer Zustände (Emotionen, Gedanken, Erwartungen,…) zu verstehen und die eigenen Emotionen zu identifizieren, zu regulieren und zu artikulieren.
Eine wesentliche Ursache dieser Probleme liegt in frühen Beziehungserfahrungen, insbesondere einer unsicheren Bindung zu den Eltern oder primären Bezugspersonen. Wenn zum Beispiel das Kind nicht als Individuum mit seinem eigenen Erleben wahrgenommen wird und ihm statt dessen die inneren Zustände (Ängste, Wut, …) oder bestimmte Absichten der Elternperson zugeschrieben werden, untergräbt dies die Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeiten des Kindes. Dadurch erhöht sich das Risiko im späteren Leben eine psychische Erkrankung wie etwa eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zu entwickeln.
Durch spezielle therapeutische Ansätze, wie die der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT), wird versucht, diese Fähigkeit zum Mentalisieren zu stärken und so die Symptome der BPS zu lindern. Die mentalisierungsbasierte Psychotherapie will über eine Reifung und Förderung des Mentalisierens intrapsychische und interpersonelle Veränderungen bewirken. In der Mentalisierungsbasierten Psychoterapie steht eine nicht-wissende, anerkennende aber auch herausfordernde Haltung sowie prozess- und affektfokussierte Fragetechniken im Vordergrund.